Life, music, sports and the rest of the world

Beiträge mit Schlagwort “Performance

Katzenjammer und The Dashwoods – zwei Geheimtipps

Ihr Lieben,

habt Ihr schon mal was von der Band „Katzenjammer“ gehört ? Nein, kein Problem ! Ich kannte diese vier Mädels aus Norwegen bis vor rund zwei Wochen auch noch nicht, bis ich in einem WDR-„Rockpalast“ an einem sehr späten Samstagabend auf sie aufmerksam wurde. Diese Sendung zeigte Ausschnitte aus einem Konzert der Band in Köln – „wow, ein echter Hinhörer“, dachte ich und war da schon begeistert.

Normal habt Ihr in der Musik das Problem, dass alle irgendwie ähnlich oder gleich klingen. Ja, manche Interpreten wollen sogar mit anderen, bekannteren verglichen werden, damit man sie besser einordnen kann. Ein fetter Fehler in meinen Augen, denn es macht viel mehr Sinn „eigenständig“ zu klingen, neu zu klingen, unverwechselbar zu klingen. Was nutzt es jungen Interpreten, wenn sie einen schon längst existenten Sound von viel erfolgreicheren Gruppen oder Solisten nachzuahmen versuchen. Einflüsse sind ja okay, aber dann bitte ganz rasch eine eigene Fortentwicklung vom Vorbild. Eigene Klangfarben entwickeln, eigene Bühnenshows, eigene Ideen.

„Katzenjammer“ SIND unverwechselbar. So etwas wie diese vier Norwegerinnen gibt es nicht auf der Welt. Shows von Solveig, Turid, Anne Marit und Marianne sind besonders, der Sound ist einzigartig, die Musik einfach „special“. Aber – der Reihe nach…

Ich sah diese Band also im Fernsehen, informierte mich schnell weiter und fand heraus, dass sie bald in der Nähe ihre nächste WELT (!!)-Tournee starten. Potsdam war das Ziel, die Tickets schnell geordert und schon waren wir da. Ein kleines Künstlerviertel in Potsdam, dort eine schnieke, kleine Halle, nur Stehplätze. Das Konzert mit Vorband sollte um 21 Uhr beginnen, der mit bunten Scheinwerfern schön erleuchtete kleine Saal füllte sich – gelinde gesagt – ausgesprochen langsam.

Um kurz nach 21 Uhr betrat die Vorband die Bühne: „The Dashwoods“ aus Bremen. Mir war die Formation bis gestern noch kein Begriff, eine Frontsängerin, Keyboarder, Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist. Erster Eindruck: Guter Indiepop, Dani, die Sängerin hat eine gute Stimme mit Wiedererkennungswert, die ersten Songs gingen prima ins Ohr – danach flaute das Niveau der Lieder ein wenig ab, aber das tat dem guten Auftritt keinen Abbruch. Auffallend, Dani bewegte sich teilweise ein wenig wie Lena Meyer-Landrut und wir fragten uns, wer denn jetzt eigentlich vorher über die Bühnen dieses Landes turnte und kamen zu dem Ergebnis, dass das sicher Dani war…also imitiert Lena nicht nur Kate Nash, sondern auch Dani ? Oder schauen beide ein wenig bei Kate Nash ab ??
Das Keyboard erinnerte mich etwas an „Athlete“ – auch dort haben Keyboard-Themen und Ideen einen sehr ausgeprägten Platz. Allerdings gefiel mir beim Keyboarder die betont lässige Art gegen Ende des Auftritts nicht – in einer Hand die Bierflasche und mit der anderen die Tasten bedienen, mag cool aussehen, ist aber bei mir ein absolutes „Dont“. Das kann man machen, wenn man einen richtig guten Platz auf den Bühnen hat – aber nicht als noch recht kleine Vorband…aber, das sind vielleicht nur kleine Meckereien eines alternden Sport-Journalisten, um nach einem eigentlich rundum guten Anheizen wenigstens eine kleine Stecknadel im Heuhaufen zu finden. Ach, wenn ich schon mal beim Meckern bin: ich hätte mir etwas mehr Moderation zwischendurch gewünscht – und wenn es nur die Songtitel gewesen wären…wie gesagt, die Band hat uns wirklich sehr gut gefallen. Wir wollten sogar eigentlich nach dem Konzert noch die EP plus Poster für faire 6 Euro ergattern, aber dann war uns die Schlange am Tresen etwas zu lang, denn wir mussten ja noch zurück nach Leipzig. *zwinker*

Noch ein Lob Richtung „Dashwoods“: Der Drummer war hervorragend – Ringo Starr würde wahrscheinlich jubelnd das „Peace“-Zeichen in die Luft zeigen, wenn er ihm zuschauen und zuhören könnte. Super !! Insgesamt wirklich eine prima Band mit großem Potential, guten Songs und guten Musikern auf der Bühne.
Nach einer kurzen Umbaupause (warum hatten die Kollegen in Potsdam eigentlich keine Funkmikros ? Die langen Kabel erinnerten mich doch sehr an die gute alte ZDF-„Hitparade“) stürmten dann gegen 22 Uhr „Katzenjammer“ auf die Bühne. Warum heißen die eigentlich so, werdet Ihr fragen. Den Ursprung für diesen Namen gab wohl ein alter amerikanischer Comic mit dem Namen „Katzenjammer Kids“ – der älteste Comicstrip der Welt. Irgendwie klang wohl auch die Musik der Band zu Beginn ähnlich wie „Katzenjammer“ und entsprechend war der Name ausgesucht…Solveig, Turid und Anne Marit gründeten die Band während ihres Musikstudiums 2005 – später kam Marianne dazu.

Die Musik ist schwer einzuordnen. Eine ordentliche Portion Folk ist mit drin, manche hören Einflüsse von Tom Waits, aber wenn Ihr „Katzenjammer“ zum ersten Mal hört, werdet Ihr genau wie ich feststellen, dass es da nichts in dieser Richtung gibt oder gegeben hat. Wenn Ihr die vier Mädels dann auf der Bühne seht mit ihren bunten Kostümen, ist das alleine schon ein Hingucker und ein Brüller. Eine sieht aus wie eine Piratenbraut, eine andere mit nem kurzen Rock wie in den 60ern (Pettycoat), zwei haben Blumen in den Haaren – sie sehen schon bunt, sexy und schrill aus, wenn sie da auf der Bühne stehen, hüpfen, singen und tanzen. Alleine das ist schon außergewöhnlich. Dann zeichnet diese Band aus, dass alle vier Mädels in der Lage sind, fast alle Instrumente auf der Bühne zu spielen. Entsprechend wechseln sie – es ist ein buntes Bäumchen-Wechsel-Das-Instrument-Spiel, was man dort auf der Bühne sehen kann. Solveig beginnt zum Beispiel an den Drums, die auch ihr „Stamm-Instrument“ sind, Ihr erlebt sie aber auch am Keyboard, an den Gitarren, am Banjo…wenn Solveig mal gerade nicht an den Drums sitzt, übernimmt eben Turid die Drums und so wechseln sie sich während des Konzertes dauerhaft an den ungeheuer vielen Instrumenten, die da auf der Bühne sind, ab. Habt Ihr schon mal erlebt, wie man bei einem Song gleichzeitig DREI (!!) Instrumente spielen kann ? Nein ? Ich schon – gestern !!

Die Songs haben zumeist hohes Tempo, sind meistens tanz-oder „mithüpfbar“, immer ungeheuer melodisch, Ihr hört einen potentiellen Ohrwurm nach dem anderen. Songs zum Mitsummen, Mitsingen, Mitklatschen, Mitfeiern. Ihr werdet während des Konzertes auf norwegisch und englisch mitsingen, Ihr werdet in manchen Liedern Background-Chor sein, Ihr werdet immer mit-einbezogen – und wenn es nur die ungeheure Bühnenpräsenz und die ultra-Spaß-Ausstrahlung der Vier auf der Bühne ist, die Euch in den Bann ziehen wird. Ja, man hat wirklich den Eindruck, diese vier Super-Musikerinnen haben in jeder Sekunde dieser knapp 90 Minuten Voll-Tempo eine ungeheure Freude auf der Bühne. Und genau das strahlen sie aus. Der Auftritt war der Knaller – das Beste, was ich in diesem Jahr an Bühnenshow gesehen habe. Die letztlich doch sehr gut gefüllte Halle KOCHTE am Ende – und, das ist nicht übertrieben.

„Katzenjammer“ sind für mich DIE Entdeckung des Jahres. Sie haben natürlich auch ihre erste CD im Gepäck – alle Ohrwürmer nochmal in Studioqualität. Auch die ist sehr zu empfehlen und in gut sortierten deutschen Plattenläden zu finden. Ich habe sie zum Beispiel ohne Schwierigkeit bei „Müller“ im Regal entdeckt. Das Teil heißt „Le Pop“ und ist einfach gut. ABER, es ist ein absolutes Muß, diese Band live zu sehen. Großes Kompliment an eine großartige und höchst professionelle „Piratinnen-Kapelle“ !!!! 🙂 Von „Katzenjammer“ werden wir noch verdammt viel hören.

Ich habe lange überlegt, welchen Song ich als „Beispiel“ hier anhängen soll. Nach langem Hin-und-her habe ich mich dann für zwei entschieden: „A bar in Amsterdam“ geht ab wie Schmitz Katze (grins) und gefällt mir einfach auch ultra gut. Die Band leistet sich den Luxus, diesen Ohrwurm erst in den Zugaben zum Ende des Konzerts zu spielen – auch DAS erlebt man nicht alle Tage. Die Trompete kramt die eigentliche Schlagzeugerin Solveig dann raus. Sie trägt den Song auch mit ihrer tollen Stimme, auch wenn sie im Video unten ein wenig Probleme mit der Luft hat…*grins* Ein Königreich für die Bauchatmung…

Es war jedenfalls nicht das letzte Mal, dass wir uns „Katzenjammer“ angesehen haben.