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DSDS – Hype ohne Qualität

Heute fängt er wieder an im deutschen Fernsehen, der Wahnsinn um „Deutschland sucht den Superstar“. Schon der Titel dieser Sendung alleine ist ja schon mehr als Unsinn, denn Deutschland sucht ja überhaupt keinen Superstar. Der einzige Typ, der meint, unser Land bräuchte einen neuen Träller-König, ist Dieter Bohlen. Nein, Herr Bohlen, wir brauchen keine Menolosers, Mehrquatschs, Kübelsacks oder wie diese Nullnummern alle hießen, die aus dieser Sendung hervorgingen und inzwischen zu „wahren Superstars“ gereift sind. Was ist denn bitteschön aus diesen Casting-Siegern geworden, Herr Bohlen ? Allerhöchstens sind sie Mitläufer im musikalischen Allerlei – mehr nicht und einen „Superstar“ hat diese Sendung in ihrer gesamten Geschichte der vergangenen Jahre nicht hervorgebracht. Davon sind sogar die sogenannten „Sieger“ dieser Sendung so weit entfernt wie ich vom Gesangstalent.

Und trotzdem wird wieder ein Hype um diesen Sende-Unsinn gemacht wie man ihn selten erlebt. Die Zeitung mit den vier Buchstaben versucht schon seit Wochen in trauter Zusammenarbeit mit dem Sender, die Werbetrommel zu rühren. Klar, alles muss wieder heftig angekurbelt werden, auch wenn es nur eine „Abrechnung“ eines Jury-Mitglieds mit ihrem Ex-Lover Eminem ist. Auch das gehört zum Business – alles vorher sorgsam geplant, vorher abgesprochen und wahrscheinlich sogar verdammt gut bezahlt. Ähnliche Geschichten werden wir in den kommenden Wochen geballt über uns ergehen lassen müssen. Schließlich zahlen die Kandidaten dieser Casting-Show ja einen hohen Preis für ihre Pseudo-Ausbildung: Sie dürfen sich vor laufenden Kameras vom „Musik-Gott“ Bohlen in oft entwürdigender Art und Weise und im wahrsten Sinne des unschönen Wortes „zur Sau machen“ lassen – zudem stimmen sie vertraglich zu, dass private Geschichten nach außen getragen werden dürfen. Diese privaten Stories stehen eh schon längst fest, denn die Castings sind ja schon gelaufen und es gab Zeit genug, entsprechende Schmuddel-Themen zu finden, die die BILD-Masse begeistern werden.

Was das alles mit Musik zu tun hat ? Keine Ahnung – es ist das Niveau, in das diese Sendung wunderbar passt. Daher sind auch die musikalisch wesentlich besseren Leute im vergangenen Jahr bei Stefan Raab gewesen. Da gab es keinen BILD-gesteuerten Wirbel, da ging es einzig und allein um die Stimme, um Musik, um Qualität. Ich will nicht sagen, dass bei Bohlen gar keine Talente zwischendurch auftauchen – aber sie gehen unter, sie haben keine Chance, sie fallen durchs Sieb und werden nicht gefördert. Übrig bleiben Leute, die „interessant“ sind, weil sie irgendeine Geschichte haben, die sich gut verkauft. Vielleicht waren sie ja lange im Knast, hatten eine schwere Kindheit, Schulden, ein kleines Kind, das sie unbedingt „durchbringen“ müssen oder sie hatten es irgendwann ihrem Vater auf dem Sterbebett versprochen, dass sie die große Karriere machen werden…sorry, aber darum darf es in einer „Casting-Show“ nicht gehen. Bei „DSDS“ spielt aber genau das eine viel zu große Rolle !

Nun gehen diese Kandidaten also wieder in eine wochenlange Schulzeit bei Bohlen und Co. Kein Zweifel, Bohlen ist clever und hat aus seinen begrenzten musikalischen Möglichkeiten das Beste gemacht. Sein Erfolg spricht für sich und ist okay, aber zeigt mir bitte EINEN früheren DSDS-Kandidaten, der sich mit Hilfe von Dieter Bohlen wirklich weiterentwickelt hat. Und der Rest der Jury ? Sorry, aber musikalische Kompetenz sieht anders aus und war in der Jury von Stefan Raab zu finden. Auch da hatte Raab ein wesentlich besseres Näschen und hatte einfach im Vergleich zu der RTL-Show wesentlich mehr Qualität. Bei Raab ging es um Musik, um Stimme – bei Bohlen geht es leider auch um den ganzen Rest und entsprechend schwach ist das Ergebnis.

Lena ist mir nach einer gewissen Zeit auch gewaltig auf den Zeiger gegangen mit ihrem ganzen Gezappel und Gehabe. Aber, sie hatte und hat wirkliches Potential, war in erfrischender Weise „anders“ als der große Einheitsbrei und sie hatte die Freiheit, dass sie nichts über ihr Privatleben sagen muss. Es ging einzig und allein um die Musik und um das wahre Talent und nur so haben solche Casting-Shows in meinen Augen noch die Möglichkeit, in Zukunft glaubwürdig zu bleiben und nicht als „dusseliger RTL-Zirkus“ abgetan zu werden.